Mitarbeitende des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt fordern mehr Transparenz und Teilhabe

8. September 2022  

Die jüngsten Ereignisse im Landesfunkhaus Sachsen-Anhalt rund um den Rücktritt von Ines Hoge-Lorenz haben eine Debatte angeschoben, die viele Kolleginnen und Kollegen bewegt. Einer unserer Funkhaus-Kollegen hat als Reaktion darauf am 29.08.2022 einen offenen Brief verfasst, in dem mehr Transparenz und Teilhabe gefordert wird.

Sowohl der Freienrat als auch der Personalrat des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt tragen den offenen Brief mit, bis zum 07.09.2022 haben insgesamt 75 freie und feste Kolleginnen und Kollegen das Schreiben virtuell unterzeichnet. Die Mitarbeitendenversammlung im Landesfunkhaus in Magdeburg am 01.09.2022 werten wir als ersten wichtigen Schritt hin zu der geforderten Transparenz und Teilhabe.

Offener Brief der Beschäftigten des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt an die MDR-Intendantin Frau Prof. Dr. Wille

Mit Sorge blicken die Unterzeichnenden auf die aktuelle Situation nach dem Rücktritt von Sachsen-Anhalts MDR-Landesfunkhausdirektorin Ines Hoge-Lorenz. Dieser Amtsverzicht reiht sich ein in eine Reihe von negativen Meldungen, die derzeit das Bild des öffentlich-rechtlichen Rundfunks bestimmen. Seit Wochen erleben die Reporterinnen und Reporter im Funkhaus Magdeburg, in den Studios Halle, Dessau und Stendal sowie auch in den
Korrespondentenbüros in Wernigerode und Naumburg, dass ihre journalistische Arbeit überschattet wird von aktuellen Schlagzeilen.

Potenzielle Interviewpartnerinnen und Interviewpartner stellen vermehrt die journalistische Kompetenz in Frage, wenn sich MDR-Beschäftigte mit Anfragen bei ihnen melden. Noch dramatischer zeigt sich die Situation bei Straßenumfragen: Das Misstrauen und die Verachtung gegenüber dem MDR und dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk insgesamt hat auch in unserem Sendegebiet ein erschreckendes Ausmaß angenommen.

Die nunmehr eingetretene Situation stellt alle Beschäftigten des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt vor eine neue Situation. MDR-Intendantin Karola Wille hat bei den digitalen Mitarbeitendenversammlungen eine neue Offenheit der Intendanz angekündigt. Diese Offenheit erwarten die Unterzeichnenden dieses offenen Briefes und wünschen sie sich auch für die Neubesetzung der Position der Landesfunkhausdirektorin bzw. -direktors. Ohne die Befugnisse des Rundfunkrates einzuschränken, entspricht es unserem Verständnis einer modernen Unternehmenskultur, dass wir als unmittelbar Betroffene in die Entscheidungen über die personelle und inhaltliche Zukunft des Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt eingebunden werden. Zu einer neuen Offenheit gehört es aus unserer Sicht auch, dass die Besetzung von Führungspositionen im MDR transparent erfolgen muss.

Die Personalentscheidungen sollten berücksichtigen, dass der MDR seine journalistische Relevanz aus seiner glaubwürdigen und journalistisch professionellen, digitalen und modernen, völlig transparenten und regionalen Kompetenz bezieht. Zudem erwarten die Journalistinnen und Journalisten des MDR Sachsen-Anhalt eine neue Form der Kommunikation bei MDR-kritischen Themen. Es ist inzwischen schwer nachvollziehbar, dass die Intendanz bei Debatten um Intendant/innen-Gehälter, anstehende Gerichtsverfahren oder drohende parlamentarische Untersuchungsausschüsse sich völlig verschlossen zeigt.

Den Herausforderungen durch die Digitalisierung der Medien stellen sich die Beschäftigten des MDR-Landesfunkhauses seit vielen Jahren mit Erfolg. Diesem ständigen Veränderungsdruck müssen sich die Strukturen des MDR und seiner Gremien anpassen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des MDR-Landesfunkhauses Sachsen-Anhalt wollen Teil dieser Entwicklung sein und damit das Transparenzversprechen, das wir nach außen geben, auch nach innen leben.