Große Teile der Büros sind verwaist, Technik ist aus- und abgebaut. Demnächst schließt die Kantine. Viele Mitarbeitende fragen sich: Wie viel Zeit bleibt noch, bis das letzte Licht ausgeht?
Ist das schön, schön einfach. Um bestimmte Bilder für investigative Themen und True Crime-Formate zu drehen, müssen die Kolleginnen und Kollegen in Halle das Funkhaus nicht mehr verlassen. Keine lange Recherche nach dem passenden Drehort, der Mystik und Untergangsstimmung verspricht. Mit dem Fahrstuhl geht es in die oberste Etage und schon ist alles da. Herausgerissene Decken, herabhängende Kabel, alte Büromöbel. Alles hier signalisiert: Hier ist schon lange nichts mehr passiert und hier wird lange nichts passieren. Was fehlt sind eingeworfene Fensterscheiben. Sogar die Düfte ausgetrockneter Abwasserrohre sind zu bekommen, aber leider nicht mit dem Bild zu transportieren.
Ab November dürfen sich alle Autoren der bewegten Bilder freuen. Ein weiteres Setting kommt hinzu. Die dann ehemalige Kantine. Hoffentlich wissen das die Kameraleute dann auch.
An sich ist so eine Info auch gar nicht wichtig. Sie ist nicht wichtig genug, um im Intranet zu erscheinen. Und sie ist außerdem nicht wichtig genug, sie zu kommunizieren, noch bevor der letzte externe UPS-Bote sie auf dem Flur erfahren hat.
Ja, der MDR hat bei der Essensversorgung für eine Alternative gesorgt. Ab November sitzen die MDR-Mitarbeitenden mit am Tisch bei den Stadtwerken. Das stillt den Hunger, macht die Sorgen aber nicht kleiner.
Dass die Schließung seitens des MDR mit einem “umfangreichen Wasserschaden” begründet wird, überrascht nicht. Die Frage ist: In welchem Bereich des erst vor wenigen Jahren durch den MDR gekauften Hauses gibt es keinen Wasserschaden? Möglicherweise sind die in der Kantine freiwerdenden Töpfe und Schüsseln auch viel wichtiger, um das tropfende Regenwasser im Haus aufzufangen. Das ist nicht einfach zu entscheiden: nasse Füße oder ein leerer Magen.
Nicht nur nass, sondern auch kalt werden die Füße der Belegschaft im Funkhaus in Halle. Mit dem Ende der Kantine stellt sich die Frage nach dem Ende des gesamten Objektes.
Ein freier Mitarbeiter