Ralf Ludwig setzt im Programm auf Regionalität – doch was ist Regionalität?
Die vierteljährlichen Treffen des Gesamtfreienrats mit Intendant Ralf Ludwig haben sich inzwischen eingespielt. Am 12. Juni trafen wir uns wieder zu zwei intensiven Stunden Dialog.
Unter anderem nahm uns Ralf Ludwig zum Stand der Beitragsauseinandersetzungen mit. Die gesunkenen Akzeptanzwerte des öffentlich-rechtlichen Rundfunks/MDR im Osten waren Thema genauso wie die Evaluierung des Freienstatutes.
Großen Raum in der Diskussion nahm das Thema Regionalität ein. Sie gehört laut Geschäftsleitung zum Leitbild und ist Alleinstellungsmerkmal des MDR. Doch was bedeutet „regional“? Und wie kann Regionalität geleistet werden, wenn Reporterschichten gekürzt, Sendeplätze für Regionales reduziert, regionale Magazine eingestellt und Regionalnachrichten und Formate aus und über die Region gestrichen werden, fragten wir den Intendanten.
Regionalität bedeutet für Ralf Ludwig „aus der Region für die Region“. Dabei spielen die Landesfunkhäuser eine wichtige Rolle. Und die Zentralen in Leipzig und Halle? Sie sollen besser mit den Kolleg*innen in Dresden, Erfurt und Magdeburg zusammenarbeiten. Es ist dieses „gemeinsam schaffen wir das“, was bei allen schwierigen Rahmenbedingungen den Kopf heben und Zuversicht erzeugen soll. In der Umsetzung sind die Redaktionen gefragt. Ja, auch Leuchttürme für die ARD sollen entstehen. Aber bitte mit Verortung in und mit Protagonisten aus Mitteldeutschland. Vor allem im ländlichen Raum gäbe es viele weiße Flächen, die ein Gesicht bekommen müssten, sagte Ludwig.
Es wurde leider deutlich: Es gibt im MDR derzeit kein gemeinsames Verständnis von Regionalität. Der Entwicklungsplan des MDR soll hier offenbar Klarheit schaffen. Mehr Geld wird allerdings nicht ins Programm fließen, gestrichene Inhalte werden nicht wiederbelebt, auch wenn sie noch so regional waren.
Zum Stand der Gebührenverhandlungen:
Die Rundfunkanstalten mussten erneut das Verfassungsgericht anrufen, um die von der KEF (Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs des ÖRR) empfohlene Erhöhung wenigstens bis Ende 2025 durchzusetzen, auch wenn Ralf Ludwig keine großen Hoffnungen hat, diesen Zeitplan einhalten zu können. Auch wenn dieses Verfahren zu Gunsten des ÖRR ausgehen sollte, in die Zukunft gedacht, wird es finanziell nicht üppiger. Der Fokus der Landesregierungen liegt auf „Beitragsstabilität“, was perspektivisch wohl nur über eine Einschränkung des Programmauftrags zu erreichen sein wird. Sprich: Kürzung im Programm! Deshalb gilt es aus Sicht des Intendanten, die Zustimmung und Unterstützung für unsere Arbeit auf Seiten der Politik zu verbessern. Entscheidend sei dabei auch, „das Narrativ von Berichterstattung aus dem Elfenbeinturm, an der Breite vorbei“ zu brechen und damit den Stand des MDR bei den Landesregierungen aufzuwerten. Wie? Durch noch mehr Regionalität in allen Redaktionen und Ausspielwegen. Dabei, so der Intendant, sei für ihn „die Quote nicht mehr das Maß aller Dinge.“ Ein Satz, auf den sich Redaktionen berufen können?!
Fusion der PD Leipzig-Halle
Kurz kam das Gespräch auf die Projektgruppe zur Fusion der Direktionen Leipzig und Halle, die sich inzwischen auch auf der MAV ausführlich vorstellte. Die Freien werden darin durch den Gesamtfreienrat vertreten, namentlich durch Rüdiger Trojok und stellvertretend durch Thomas Bille.
Evaluierung Freienstatut
Aktuell steht bei uns die Evaluierung unseres Freienstatuts an. Das wäre aus unserer Sicht eine gute Gelegenheit, die Mitbestimmung der Freien über ihre Freienräte auszubauen. Da will die Geschäftsleitung allerdings derzeit nicht mitgehen. In zwei Jahren könne man darüber noch mal reden. Für uns frustrierend, aber wir haben Ralf Ludwigs Wort: Er will nicht dulden, das freie Mitarbeitende anders behandelt werden als festangestellte Kolleginnen und Kollegen. Das nehmen wir gerne mit!